Mein Name ist Dennés Deichsel, bin 24 Jahre alt, Magdeburger und queerer Aktivist.
Das heißt, ich engagiere mich in meiner Freizeit ehrenamtlich in der LSBTIQ* Community. So bin ich seit 2019 Mitglied im CSD Magdeburg e.V., willkommen und wertgeschätzt.
Durch die starken Differenzen zwischen CSD und LSVD in Magdeburg entschied ich mich im Frühjahr 2021 ebenfalls Mitglied im LSVD zu werden. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, was da auf mich zukommen sollte, beziehungsweise wie unerwünscht engagierte Aktivisten im LSVD Sachsen-Anhalt sind
Gesagt, getan, die Bestätigung vom LSVD-Bundesverband ließ nicht lange auf sich warten. Seit dem 24. Mai 2021 bin ich somit auch Mitglied im LSVD.
Die folgenden Ereignisse betreffen aber nicht nur mich, sondern auch einen Vereinskollegen vom CSD Magdeburg e.V.. Michell Wenzel, Vorstand im CSD Magdeburg ist ebenso betroffen von der bewussten Willkür des LSVD Sachsen-Anhalt infrage auf seine Mitgliedschaft. Im Folgenden möchte ich aber berichten, was mir passiert ist.
Die eigentliche Story beginnt damit, dass der LSVD Sachsen-Anhalt am 26. Juni 2021 zur Mitgliederversammlung geladen hat. Ich erhielt jedoch keine Einladung, nichtsdestotrotz wollte ich mich als Mitglied trotzdem teilnehmen.
Am Eingang wurde ich dann aber energisch und zutiefst abweisend gehindert, an der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Mir wurde von Matthias Fangohr (Geschäftsführer der Landeskoordinierungsstelle) und S. Freitag (LSVD) gesagt, dass ich Mitglied im Bundesverband bin, aber nicht in ihrem Landesverband.
Später wird mir mitgeteilt, dass der LSVD Sachsen-Anhalt sich dagegen entschieden hatte, mich als Mitglied zu akzeptieren. In ihrer Satzung gibt es einen Passus, der neue Mitglieder grundlos abweisen kann. Meiner Meinung nach ist dieser Passus für „Störende“ und „anders denkende“ Individuen geschaffen wurden, um sie nicht aufnehmen zu müssen. Mein Anwalt wird darüber später herzlich lachen.
Des Weiteren wurde meiner Meinung nach das Sitzungsprotokoll einer Vorstandssitzung manipuliert, um meine Ausgrenzung zu rechtfertigen. Das Skurrile: die anwesenden Vorstandsmitglieder bei dieser Vorstandssitzung sind zu diesem Zeitpunkt keine Vorstandsmitglieder.
Protokolliert und unterschrieben ist dieses Dokument von S. Freitag.
Dieses Ereignis und dieses Vorgehen beschäftigt so mich stark, dass mein Recht auf freie Meinungsäußerung nutzen möchte und einen Artikel darüber in der Magdeburger „Queerstimme“ schreibe (eine jährliche Zeitung vom CSD Magdeburg e.V.).
Der CSD Magdeburg e.V. steht hinter mir und veröffentlicht den Artikel mit dem Titel:
Lustlos-Selbstgefällig-Verdreht-Destruktiv – kurz LSVD.
Gewollt kritisch. Der Artikel beschreibt meine Sichtweise zu den beschriebenen Ereignissen und meine Meinung vom LSVD Sachsen-Anhalt.
Daraufhin nimmt die Geschichte richtig fahrt auf.
Der LSVD Sachsen-Anhalt will meinen Artikel nicht auf sich sitzen lassen und nicht hinnehmen, dass das fortwährend ausgrenzen von Mitgliedern des CSD Magdeburg diskriminierend ist.
Zuerst versucht der LSVD Sachsen-Anhalt mit einer einstweiligen Verfügung die Verteilung der Magdeburger „Queerstimme“ zu verhindern, dann klagt dieser gegen mich selber und den CSD Magdeburg e.V.. Das Gerichtsverfahren wird im Magdeburger Landgericht ausgetragen.
Gemeinsam mit dem CSD Magdeburg habe ich mich uns aus Kostengründen dafür entschieden, mich gar nicht zu verteidigen. So kommt es zu einem Urteil, in welchem der LSVD mit zwei zu eins mir und dem CSD unterlag.
Den Verantwortlichen bei LSVD Sachsen-Anhalt reicht das aber nicht, sie gingen in Berufung und ziehen mich vors Oberlandesgericht. Und wieder freute sich mein Anwalt.
Erst nach einer deutlichen Stellungnahme der Richter*innen beim Oberlandesgericht Naumburg zieht der LSVD seine Berufung zurück und bleibt auf circa 10.000 € Kosten für den gesamten Rechtsstreit sitzen.
Am 29. Dezember 2021 lädt der LSVD Sachsen-Anhalt wieder zu einer Mitgliederversammlung ein, wieder ohne mich. Zum wiederholten Mal wagte ich den Weg zu den Vereinsräumlichkeiten des LSVD’s in Magdeburg, in denen ich nebenbei erwähnt noch nie vorher gewesen bin. Dieses Mal mit Unterstützung vom CSD Magdeburg e.V..
Direkt an der Tür ist dann eine Art Kontrollstelle eingerichtet.
Mir und den zwei weiteren Mitgliedern des CSD Magdeburg e.V. wird der Zutritt wieder verweigert, weil dieses Mal ein Hausverbot gegen mich vorliegt. Interessant, wenn man bedenkt, dass die Räumlichkeiten mit öffentlichen Geldern finanziert werden.
Es folgt eine Drohkulisse innerhalb der Räumlichkeiten gegen mich und es kommt sogar zu einem Polizeieinsatz an diesem Abend.
Ich bekomme es schon mit der Angst zu tun, was im LSVD Sachsen-Anhalt vor sich geht und ich finde es erschreckend, wie seit Jahren Kommunal und Landespolitiker über die allseits bekannten Probleme hinweg schauen und weiterhin die entsprechenden Personen handeln lassen.
Nach diesem weiteren Ereignis bekam ich viel Unterstützung von meinen über 230 Vereinskollegen beim CSD Magdeburg e.V..
Ich informiere das Amtsgericht Stendal über die Ereignisse. Diese sind zuständig für die Eintragung von entsprechenden Satzungsänderungen und Vorstandswahlen. Ohne die läuft also gar nichts.
Gegenüber dem Amtsgericht verteidigt der LSVD seine Position damit, dass ich laut ihrer Auffassung kein Mitglied im LSVD Sachsen-Anhalt bin.
Daraufhin reaktiviere ich meinen Anwalt und ging mit rund 1.000 € in Vorkasse. Ich habe neben meinem Studium nur einen Job als studentische Aushilfe bei einem großen Magdeburger Service Dienstleister. Die Hürde sich rechtlichen Beistand gegen unfaire beziehungsweise diskriminierende Organisationen zu nehmen ist für viele sicherlich unmöglich. Daher ist es mir besonders wichtig, mit diesem Fall stellvertretend endlich etwas zu verändern.
Auf dem schriftlichen Weg gibt es keine Möglichkeit der Einigung, daher legt das Amtsgericht Magdeburg einen ersten Verhandlungs-Termin für den 16. Dezember 2022 fest.
Am 21.10.2022 erreicht mich jedoch aus heiterem Himmel ein Einschreiben des LSVD Sachsen-Anhalt.
Darin steht:
„Aufnahme in den Landesverband Sachsen-Anhalt“
Amtsgericht Geschäftsnummer: 140 C 880/22 (140)
Sehr geehrter Herr Deichsel,
nach eingehender rechtlicher Prüfung bestätigen wir ihnen rückwirkend ihre Mitgliedschaft in unserem Landesverband. Somit sind seit dem 24. Mai 2021 Mitglied im LSVD Bundesverband und im Landesverband Sachsen-Anhalt.
Die Beschlüsse und Wahlen, die auf den Mitgliederversammlungen am 26.06.2021 und 29.12.2021 unter ihrem Ausschluss gefasst wurden, sind damit nach unserer Auffassung nichtig. Mit der Nichtigkeit ist nunmehr eine neue Mitgliederversammlung erforderlich, auf der die vorgenommenen Beschlussfassungen und Wahlen wiederholt werden.
Diese Mitgliederversammlung wird am 06. November 2022 im Regenbogencafé in Magdeburg stattfinden. Eine Einladung finden Sie anbei.“
Das gegen mich erteilte Hausverbot aufgrund von Vereinsschädigendes Verhalten durch den Artikel in der „Queerstimme“ wird nicht aufgehoben.
Daher fand sich ein weiteres Schreiben anbei:
„Sehr geehrter Herr Deichsel,
wir räumen Ihnen hiermit für die Dauer unserer Mitgliederversammlung am 06. November 2022 ein Betretungsrecht für unsere Räumlichkeiten ein. Das Betretungsrecht gilt ab Einlass 13:30 Uhr bis zum Ende der Mitgliederversammlung ca. 17 Uhr.“
Unterzeichnet ist das Schreiben von Jonas Leutz und Maximilian Pech, beide sind ebenfalls keine vertretungsberechtigten Vorstände im LSVD Sachsen-Anhalt.
Der von mir oben genannte Michell Wenzel bekommt weder eine Einladung zur Mitgliederversammlung noch eine rückwirkend anerkannte Mitgliedschaft vom LSVD Sachsen-Anhalt.
Parallel dazu wird die MV aus „technischen Gründen“ auf den 3. Dezember 2022 verschoben – meiner Meinung nach wurde der LSVD Sachsen-Anhalt hier das erste Mal rechtlich gut beraten. Die Mitgliedschaft von Michell Wenzel wird jetzt auch rückwirkend anerkannt. Dazu bekommt auch er eine Einladung zur Mitgliederversammlung.
Wie geht es also weiter?
Ich werde mich weiter für die LSBTIQ* Community in Sachsen-Anhalt einsetzen.
Deswegen werde ich auch mit einem eher mulmigen Bauchgefühl am 3. Dezember 2022 wieder zur Mitgliederversammlung des LSVD Sachsen-Anhalt gehen.
Diesen Weg werde ich aber nicht alleine gehen, mit Michell als Unterstützung werde ich mich mit einigen Anträgen zur Veränderung einbringen.
Für mich besonders wichtig, ich werde als Vorstandsmitglied des LSVD Sachsen-Anhalt kandidieren. Nur so kann ich nachhaltig dafür sorgen, dass die Diskriminierung endet und es Veränderungen innerhalb dieser Strukturen gibt.
Das jahrelange destruktive Verhalten und die Ausgrenzung müssen enden. Angesichts deutschlandweit steigender Zahlen von querfeindlichen Übergriffen muss es aufhören, dass sich hier eine Organisation sich gegen geltendes Recht und gegen die eigene Community stellt.
Aufnahme neuer Mitglieder sowie Veränderung im Vorstand sind ein Garant dafür weiterhin ein gemeinnütziger Verein zu sein.
Ich hoffe, dass ich durch mein ehrenamtliches Engagement etwas für die LSBTIQ* Community in ganz Sachsen-Anhalt tun kann.
Wenn ihr weitere Fragen habt, meldet euch gerne.
Mit bunten Grüßen Dennés Deichsel
Artikel geschrieben: Dennés Deichsel
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