Im vergangenen Jahr feierte die LSBTI*-Community nicht nur in Magdeburg, sondern weltweit „50 Jahre Stonewall“. Ausgelöst durch die Stonewall Aufstände im Juni 1969 in den Straßen New York Citys, formierte sich die heute größte Bürgerrechtsbewegung der Welt. Die New Yorker LGBTIQ* Community war Ende der 60er Jahre geprägt von einer bunten und vielfältigen Subkultur, aber auch durch enorme Diskriminierung gegen queere* Menschen. Homo-und Trans*sexuelle waren gezwungen, sich zu verstecken oder sich ständigerDemütigung auszusetzen. Vermieter konnten Wohnungen kündigen, wenn in ihnen “homosexuelle Handlungen” stattfanden, Razzien gegen Gaybars waren an der Tagesordnung und ebenso Gewaltdelikte auf offener Straße. Von der Polizei war statt Hilfe nur weitere Schikane zu erwarten.
Am 27.06.1969 kam es zu einer Polizeirazzia gegen die kleine Schwulenbar Stonewall Inn, in der Christopher Street. Die Bar im New Yorker Szeneviertel, die bekannt war als Treffpunkt schwarzer Homosexueller und Drag Queens, war regelmäßige und anlasslose Razzien gewohnt. In diesem Fall kam es jedoch zu einem Vorfall zwischen den Gästen des Lokals und der Polizei. Es entstand eine Prügelei, angeführt von der schwarzen Drag Queen Marsha P. Johnson. Diese Auseinandersetzung verlagerte sich aus der Bar heraus auf die Straße und weitere Menschen aus der Community schlossen sich den Gästen des Stonewall Inn an. Aus der Prügelei erwuchsen schließlich Massenproteste, die sich über mehrere Tage und das gesamte Viertel zogen. Gemeinsam mit der New Yorker Black Community und lokalen Feminist*innen protestierten LGBTIQ* zum ersten Mal in einer großen Demonstration gegen Diskriminierung und Polizeigewalt. Diese Aufstände wurden schließlich von der Community zum Anlass genommen, jährlich große Kundgebungen für die Anliegen von LGBTIQ* abzuhalten -teilweise unter hohem Risiko.
Ohne diese Proteste, auf denen die heutigen Christopher Street Days beruhen, wären vermutlich viele der heutigen Fortschritte noch nicht erkämpft. Die jüngsten Rechte der queeren Commuity in Deutschland sind, die Eheöffnung im Oktober 2017 und die Ergänzung im Personenstandsgesetz (Divers) im Dezember 2018. Wir können also stolz auf uns und unsere Community sein, was wir bis hierhin schon erreicht haben.
Es gibt leider immer noch genügend Gesetzte und Rechte welche nach wie vor Rückstände aufweisen. Einige Beispiele hierfür sind das Transsexuellengesetz (TSG) oder das Abstammungsrecht, welche dringend reformiert werden sollten. Ebenso muss es Änderungen bei den medizinischen Eingriffen bei intersexuellen Kindern geben sowie Anpassungen in den Entscheidungsverfahren bei Asylsuchenden queeren Personen. In unserem Grundgesetz muss der Artikel 3.3 um den rechtlichen Schutz für die sexuelle Identität endlich ergänzt werden.
In unserer Gesellschaft sind Faschisten und Anti Demokraten wieder im Vormarsch, Gewalttaten gegenüber CommunityMitgliedern auf einem langjährigen Höchststand.Auch die strukturelle Diskriminierung ist noch lange nicht überwunden, sondern wird durch eine Verrohrung der Gesellschaft wieder salonfähiger. Dem müssen wir entschieden entgegenwirken.
Demzufolge gibt es noch genügend Rechte und Gesetzesänderungen für die wir gemeinsam auch 51 Jahre nach Stonewall weiter kämpfen müssen. Insbesondere wehren wir uns gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck welche viele Missstände erst wieder möglich macht.
Also lasst uns am 22.08.2020 in Magdeburg, getreu unserem diesjährigen Motto „Gemeinsam weiter Kämpfen!“, zusammen auf die Straße gehen und für eine Welt deonstrieren, in welcher queere Menschen sie selbst sein können und dieselben Rechte innehaben wie jeder andere auch.
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